KOLUMNE

Laut rieselt die Inspiration

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Cannabis wird teillegalisiert, die Regierungskoalition zerbricht, weil Ampelmännchen Machtkampf spielen und Donald Trump schlägt Kamala Harris im Rennen um das Weiße Haus – 2024 war ein Jahr der Veränderungen. Vollgepackt mit WTF-Momenten und positivem Rambazamba. Viel Umschwung, noch mehr Wandel.

An diese Umbruchsstimmung möchte ich nahtlos anknüpfen. Deshalb fordere ich alle Aficionados und Weinliebhaberinnen frech dazu auf, dieses Jahr mit christnächtlichen Traditionen zu brechen. Aber kein Grund zur Panik. Niemand muss den geliebten Weihnachtsbraten durch einen falschen Hasen aus Erbsenprotein ersetzen, eine Hanfpflanze statt der guten alten Nordmanntanne im Wohnzimmer aufstellen oder die Pronomen des Weihnachtsmanns hinterfragen, während George Michael gebetsmühlenartig „Last Christmas“ in die stille Nacht posaunt. 
“Das Leben ist zu kurz, um alle Jahre wieder denselben Saft zu schlürfen.”
Wir werfen lediglich den flüssigen Speiseplan über den Haufen und versohlen weihnachtlichen Trinkmustern mit Knecht Ruprechts Rute den Hintern, bis diese rot glühen wie Reindeer Rudolphs Nase. Das Leben ist zu kurz, um alle Jahre wieder denselben Saft zu schlürfen. Alright? Alright!
Dass ich um industrielle Massenware einen großen Bogen mache, sollte klar sein. Restsüße Genossenschaftsgülle, trinkmarmeladiger Industrie-Primitivo und auch lieblicher Weichspüler kommen mir nicht ins Haus beziehungsweise die Zweizimmerwohnung. Doch auch X-Mas-Klassiker lassen wir links liegen.

Statt schwerem Bordeaux trinke ich saftigen Gamay aus dem Beaujolais und schlanken Lagrein aus Südtirol, der mit seinen feinwürzigen Noten ideal zur besinnlichen Jahreszeit passt. Perfekt zu Feldsalat mit Speckwürfeln und Croûtons oder der Weihnachtsgans? Ein maischevergorener Pinot Grigio aus dem Trentino, der während der christlichen Feiertage durchaus unorthodox daherkommt, doch exzellent zum weihnachtlich gewürzten Gefieder passt. Statt Schampus greife ich zum Winzersekt aus Germany und zum Bratapfel gibt es einen Cidre von heimischen Streuobstwiesen. Sexy, nicht wahr? 
Milton Sidney Curtis, der Wein-Influencer und freie Autor bewegt mit Wortwitz, Biss und Charme schreibend die Weinwelt. Ob feine Tropfen kleiner Weingüter oder Markenweine von Global Playern: Sidney probiert, rezensiert und polarisiert. Ein selbsternannter „Silly Ass“ für alle, die Wein lieben!

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